Im Frühjahr 2021 mussten wir dringend mal raus. Die verschiedenen Lockdowns und Kontaktverbote hatten langsam negativen Einfluss auf unsere Grundstimmung. In so einem Falle ist ein Gang durch Mutter Natur eigentlich immer die beste Medizin.
Ich hatte schon länger vom Hermannsweg, Deutschlands schönstem Höhenwanderweg, das behauptet zumindest der Reiseführer, gehört. Der Weg führt von Rheine nach Detmold mitten durch den Teuteburger Wald. Er ist in circa zehn Tagen zu laufen und für uns recht unkompliziert erreichbar. Nebenbei lässt sich dort perfekt ein wenig geschichtliches Wissen über den Kampf der Germanen gegen die Römer vermitteln.
Wir verfrachteten also Esel, Hunde und Gepäck ins Auto und fuhren nach Rheine. Entlang des Hermannsweges gibt es so gut wie keine Campingplätze. Wir waren also recht unsicher, wie das mit den Übernachtungen klappen sollte. Unsere Bedenken wurden allerdings gleich im ersten Ort weg gewischt, den Eseln sei Dank. Wir machten gerade ein kleine Rast neben der Kirche, da sprach uns ein Herr an, wir gäben ja ein ungewöhnliches Bild ab. Ob wir schon einen Platz für die Nacht hätten? Er als Vertreter des örtlichen Heimatvereins könne uns sonst einen Platz auf der Wiese neben dem Dorfgemeinschaftshaus anbieten. Das nahmen wir natürlich dankend an. Am nächsten Abend fanden wir zur Nacht eine Wanderhütte mit Blick über die Ebene.
Tags drauf saßen wir gegen Abend an einem Ortsrand auf einer Bank neben einer Wiese, die jetzt Ende Mai prächtig, satt und grün in vollem Saft stand. Ein junger Mann sprach uns an, fragte, was wir machten und wo wir schlafen wollten. Als wir sagt, dass wir das noch nicht wüssten, schlug er vor, wir könnten doch auf der Wiese campen, da wär ja auch gleich Futter für die Esel. Da wird sich der Bauer bestimmt sehr drüber freuen, wenn wir ihm kurz vor der Ernte seine Wiese zertrampeln und unsere Esel das beste Gras da runter fressen würden, entgegnete ich ihm. Lachend antwortete er, dass das schon in Ordnung wäre, er wäre der Bauer, das wäre seine Wiese und er fände das richtig gut, was wir machten.
Sorgen um Übernachtungen mussten wir uns während der gesammten Reise nicht mehr machen. Fast wie von alleine ergab sich immer etwas.
