
Kurz nachdem der erste Jugendliche hier auf dem Hof eingezogen war, sprach mich mein Nachbar ein alter Bauer an. Er fragte mich, was ich eigentlich genau beruflich machen würde. Das wäre ihm nich Iganz schlüssig. Ich erklärte ihm, dass ich Kindern und Jugendlichen mit sehr problembelasteten Hintergrund helfen will, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Da hätte er einen einfachen Tip für mich, das wäre eigentlich ganz einfach, ich solle die Jugendlichen einfach mal mit ihm einen Sommer lang auf die Felder schicken. Da kriegten sie einen Bezug zur Natur und zu körperlicher Arbeit, dann verwächst sich der Rest ganz schnell von alleine. Wenn das man so einfach wäre, dachte ich damals noch so bei mir. Jetzt, sieben Jahre später, kann ich ihm leider nicht mehr sagen, dass er wie so oft mal wieder recht hatte. Im Prinzip ist es wirklich fast so einfach, wenn man die Jugendlichen erstmal zum Mitmachen überzeugt hat. Das gemeintschaftliche wirtschaften in Mutter Natur fördert die Jungen Menschen und ihre Gemeinschaft auf allen Ebenen. Es funktioniert ähnlich, wie Psychomtorik nur eben mit Trecker und Mist. Beim gemeinsamen Arbeiten auf dem Land werden nicht nur Körper und Geist gefördert, sondern es entstehen auch ganz ungezwungene aber oft sehr komplexe Gesprächssituationen. Man ist sich nähergekommen, wenn man gemeinschaftlich die Ernte trocken unters Dach gebracht hat oder man gemeinsam ein Lämmlein entbunden und mit der Flasche aufgezogen hat. Das verbindet Mensch und Tier und wirkt besser als jedes Antidepressivum.

So langsam fügte sich alles zusammen. Wir erlernten die Bewirtschaftung unseres Grünlandes und unsere Erträge wurden von Jahr zu Jahr besser. Die Esel produzierten den Mist, mit dem wir unsere Wiesen und Beete düngen können. Wir schaffen es, unser eigenes Heu herzustellen und haben im Herbst jede Menge eigenes Obst und Gemüse. Ab Mai kann man in unserem Garten durchgehend bis in den späten Oktober irgendwelche Früchte pflücken.



Die Idee kam auf, möglichst viele Lebensmittel selbst herzustellen und durch den Lockdown im der Corona Zeit wurde diese Idee noch beflügelt und wir hatten genügend Zeit unsere landwirtschaftlichen Ambitionen zu manifestieren. Anfangs noch ein wenig von den echten Landwirten in unserer Umgebung belächelt, bekamen wir mit zunehmender Dauer unseres Durchhaltens vermehrte Unterstützung und fachkundige Anleitung.




Durch die Arbeit mit den Tieren und Pflanzen bekommen die Kinder und Jugendlichen einen ganz anderen Bezug zu Lebensmitteln und Natur. Wer weiß, wie aufwendig es ist, eine Kartoffel zu pflanzen und dann auch noch erfolgreich zu ernten, der lernt ihren Wert anders eizuschätzen. Den Respekt vor der Natur und dem Leben zu vermitteln ist uns ein großes Anliegen. Ebenso wie den Spaß, durch sein eigenes Handeln etwas zu erschaffen und die Erfahrung zu machen, dass das Körper und Geist ziemlich gut tut.


Das Wunder einer Geburt erleben fasziniert so ziemlich jeden, sei es auf natürliche Art und Weise oder selbst gebrütet im Brutkasten.

Ziege melken für das verstossene Zicklein


